Vor ein paar Tagen hatte ich die Gelegenheit, die Drogenreha in Copacabana, nördlich von Medellín, nach einem längeren Aufenthalt in der Schweiz wieder zu besuchen. Es war ein Moment voller gemischter Gefühle – einige bekannte Gesichter fehlten, während neue dazugekommen sind.
Zu den Abgängen zählt leider Enrique, bei dem wir so große Hoffnungen hatten. Als Alkoholabhängiger kam er vor rund 6 Monaten in die Reha und hatte die Chance, sich auf der kleinen Finca als Gärtner zu beweisen. Doch nach einigen Monaten verlor er seine Motivation und fiel durch schlechtes Benehmen auf, sodass er die Einrichtung verlassen musste. Solche Rückschläge sind traurig, aber sie gehören zu der Realität, mit der wir hier täglich umgehen müssen.
Auf der anderen Seite gibt es auch hoffnungsvolle neue Geschichten. Ein Beispiel ist ein 14-jähriger Junge, der von zu Hause weggelaufen war und auf der Straße lebte. Er hat sich in der Reha eingefunden und versucht nun, Schritt für Schritt ein neues Leben aufzubauen. Es ist beeindruckend, wie viel Mut und Wille in ihm steckt.
Momentan sind wir mitten in einem besonderen Projekt: Wir richten den alten Hühnerstall wieder her! Bald soll er Platz für rund 50 Legehennen bieten. Ein Huhn, das bereits alle notwendigen Impfungen hat und innerhalb eines Monats Eier legen kann, kostet etwa 8 Schweizer Franken. Diese Eier wollen wir später verkaufen, um den Betrieb des Hühnerstalls nachhaltig finanzieren und weiter ausbauen zu können.
Für dieses Projekt sind wir auf Unterstützer angewiesen. Jede Spende – sei es für ein oder mehrere Hühner, Futter oder wichtige Utensilien – bringt uns dem Ziel näher, eine stabile und selbsttragende Struktur zu schaffen.
Ich danke dir von Herzen für jede Hilfe, die du uns zukommen lässt. Gemeinsam können wir hier in Copacabana kleine, aber bedeutende Veränderungen bewirken. Es grüßt dich herzlich
Oliver Häberlin