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Ein Deutscher in Not – in Kolumbien gestrandet

  • haeberlin5
  • 25. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. Okt.

Erste Hinweise über soziale Medien

Über die sozialen Medien erreichte uns der Hinweis auf einen Deutschen, Anfang 40, der sich seit mehreren Wochen im Parque Principal von Bello aufhielt. Die Aufnahmen ließen bereits erkennen, dass er sich in einem schlechten gesundheitlichen Zustand befand. Zusammen mit einem Bekannten machten wir uns auf die Suche nach ihm und erhielten über das Bürgermeisteramt und die Polizei die Information, dass er sich in der Notaufnahme des örtlichen Spitals befand.


Situation in Medellin: verwahrloste Menschen, oft an den Drogenkonsum gewohnt, siechen dahin.

Unterstützung im Krankenhaus Normalerweise ist der Zugang zu Patienten in Kolumbien streng geregelt und nur Familienmitgliedern oder Begleitpersonen vorbehalten. Da der Mann jedoch kaum Spanisch sprach und durch seinen Zustand nicht klar kommunizieren konnte, erhielten wir eine Ausnahmegenehmigung, um beim Übersetzen zu helfen. Aus Gründen der Anonymität nennen wir ihn hier „Max“.


Max lag sediert auf einem Krankenbett im Gang der Notaufnahme. Die zuständige Ärztin erklärte uns, dass er in der Nacht zuvor eingeliefert worden war: unter Einfluss von Drogen hatte er Passanten aggressiv angeschrien. Er trug keinerlei Ausweisdokumente bei sich. Sein Arm und Bein waren stark geschwollen und wiesen offene Wunden auf.


Juan Carlos, ehemaliger Patient, heute gesund und selbständig.
Max in der Reha

Diagnose und schwierige Situation

Dank eines Kolumbianers, der die Geschichte von Max auf Facebook teilte, gelang es dem Krankenhaus schließlich, über Umwege eine Passkopie und seine deutsche Krankenakte zu erhalten. Die Diagnose bestätigte: Max leidet an paranoider Schizophrenie. Eine besonders schwierige Ausgangslage – denn er verweigerte jegliche medizinische Hilfe. Schon vor seiner Ausreise aus Deutschland hatte er seine Medikamente abgesetzt.


Erschwerend kam hinzu, dass Max nicht krankenversichert ist. Eine Einweisung in eine spezialisierte Klinik vor Ort war daher unmöglich. Die Ärztin zeigte sich ratlos: helfen könne sie ihm nur, wenn er es zulasse. Andernfalls würde er unweigerlich wieder auf der Straße landen – mit absehbar fatalen Folgen.


Kontakt nach Deutschland – doch keine schnelle Lösung

Über Umwege gelang es, den Kontakt zu seiner Schwester in Deutschland herzustellen. Sie bestätigte die schwierige Ausgangslage seiner Psyche. Weder Botschaft noch Migrationsbehörden konnten sofort eingreifen – die Passbeantragung und Ausreise müssen von Max selbst veranlasst werden. Doch aufgrund seiner Krankheit lehnt er dies ab und verfängt sich in Verschwörungstheorien, etwa dass es überhaupt keine Flüge mehr gebe.

Die Deutsche Botschaft kann in seinem Fall keine Rückreise erzwingen. Er müsste selber den Rückreisewillen äussern.


Ein erster Lichtblick in Copacabana

Schließlich nahmen wir Max in unserer Reha-Einrichtung in Copacabana auf. Hier kann er sich zumindest körperlich erholen. Jeden Tag wirkt er etwas stabiler, lächelt ab und zu – verfällt jedoch immer wieder in seine Theorien und lehnt medizinische Hilfe weiterhin ab.


Für die kommende Woche ist ein Termin mit einem Psychiater angesetzt. Dieser soll ein Gutachten erstellen, das eine mögliche Selbstgefährdung und Unzurechnungsfähigkeit bescheinigt. Damit könnte eine Rückführung nach Deutschland und der Zugang zu adäquater medizinischer Behandlung ermöglicht werden.


Wir bleiben an diesem Fall dran – für Max, und weil es zeigt, wie wichtig schnelle und unbürokratische Hilfe in solchen Ausnahmesituationen ist. Es grüßt euch herzlich Oliver Häberlin

 
 
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